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18.08.2009, 12:49 Uhr
Zuzug von Spätaussiedlern weiter auf niedrigem Niveau
Müller-Klepper und Ziegler-Raschdorf: "Nachholende Integration gewinnt an Bedeutung"
Der Zuzug von Spätaussiedlern nach Hessen bewegt sich weiter auf sehr niedrigem Niveau. Dies teilten die Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit, Petra Müller-Klepper, und die Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, heute in Wiesbaden mit. "Damit setzt sich eine seit dem Jahr 2005 durch das Zuwanderungsgesetz verursachte Entwicklung fort. Im ersten Halbjahr 2009 sind lediglich 1.511 Spätaussiedler im Bundesgebiet aufgenommen worden. Davon wurden 114 Personen nach Hessen verteilt. Im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres stellt dies einen Rückgang von fünf Personen dar." Etwa 99 Prozent der Spätaussiedler, die in Hessen im laufenden Jahr aufgenommen wurden, kamen wie in den vergangenen Jahren aus den Gebieten der ehemaligen UdSSR, insbesondere aus der Russischen Föderation und Kasachstan.

"Der Zugang von Spätaussiedlern wird sich aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren aufgrund der ebenfalls stark rückläufigen Antragszahlen auf Erteilung eines Aufnahmebescheides als Voraussetzung für die Aufnahme im Bundesgebiet weiter auf niedrigem Niveau bewegen", so Müller-Klepper. Beide versicherten, dass diese Entwicklung kein Anlass sei, bei den Integrationsanstrengungen nachzulassen. Die Landesregierung werde sich dabei auf die Unterstützung der Personen konzentrieren, die noch Integrationsdefizite haben. Insoweit liege der Schwerpunkt der Maßnahmen bei der nachholenden Integration.

Die Spätaussiedlerintegration habe in Hessen weiter hohe politische Priorität. Es habe sich bewährt, dass Hessen seit 1999 die Multiplikatorenprojekte der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der Deutschen Jugend aus Russland fördere. Die durch die Multiplikatorenprojekte eingetretenen Erfolge stellten sich zwischenzeitlich auf allen Ebenen ein. Es sei richtig und erfolgreich gewesen, die Spätaussiedlerorganisationen bei den Integrationsmaßnahmen einzubinden.

Die Erfolge bei der Spätaussiedlerintegration würden auch durch die wissenschaftliche Untersuchung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung bestätigt. Bei der Untersuchung "Ungenutzte Potentiale" habe Hessen überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Die Studie komme zu dem Ergebnis, dass Spätaussiedler in puncto Integrationsbereitschaft - entgegen vielen Vorurteilen - den Spitzenplatz einnehmen. In der zweiten Generation nutzten sie geradezu vorbildlich ihre Bildungschancen. Hessen habe mit dem Betrieb der Fördereinrichtung für junge Zugewanderte in Hasselroth Meilensteine gesetzt. Dort können jugendliche Spätaussiedler ihre Hochschulzugangsberechtigung und den Hauptschulabschluss nachholen.

Die Staatssekretärin und die Landesbeauftragte appellierten an die in Hessen sesshaft gewordenen Spätaussiedler mit Integrationsdefiziten, durch Eigeninitiative den Integrationserfolg zu beschleunigen. Ohne ausreichende Deutschkenntnisse werde sich dieses Ziel nicht erreichen lassen. Deshalb sei es dringend notwendig, an den Integrationskursen und Sprachmaßnahmen, die vom Land, den Kommunen und Organisationen angeboten würden, teilzunehmen.