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22.09.2009, 12:36 Uhr
Tag der Heimat 2009 des BdV-Kreisverbandes Offenbach in Hainburg-Klein-Krotzenburg
Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf bezeichnete diesen Tag als Mahnung, Vertreibungen weltweit zu ächten und als Mittel der Politik zu verurteilen
Am Tag der Heimat 2009 des BdV-Kreisverbandes Offenbach unter dem Motto „Wahrheit und Gerechtigkeit – Ein starkes Europa“ unterstrich die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf in ihrer Festansprache, dass der Tag der Heimat genau der richtige Tag sei, ein Bekenntnis zur Freiheit, zum Recht, zum Selbstbestimmungsrecht und zum Recht auf Heimat abzugeben.

„An diesem Tag erinnern die deutschen Heimatvertriebenen an ihr Schicksal und an ihre Heimat. Der Tag der Heimat soll einerseits allen Menschen den Wert von Heimat ins Gedächtnis rufen und andererseits dazu ermahnen, Vertreibungen weltweit zu ächten und als Mittel der Politik zu verurteilen. Gleichzeit ruft er zur Verständigung und zur Zusammenarbeit mit den jetzt in den früheren Heimatgebieten lebenden Menschen auf“, so die Landesbeauftragte.

Frau Ziegler-Raschdorf betonte, dass es gegenseitige Akzeptanz, sicheren Frieden und aufrichtige Freundschaft zwischen den Ländern in Europa nur in Verbindung mit einem ehrlichen und offenen Umgang aller Beteiligten geben könne. Darauf weise das diesjährige Leitwort des Tages der Heimat in besonderer Weise hin. Europa habe gezeigt, dass es fähig ist, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und auch, dass es fähig ist, Schuld zu verzeihen. Deutschland wiederum habe über viele Jahrzehnte deutlich gemacht, dass es ernsthaft damit befasst ist, die Schuld seiner Vergangenheit aufzuarbeiten.

Die Landesbeauftrage bezeichnete das Jahr 2009 als ein vielfältiges Gedenkjahr.

Vor 20 Jahren sei mit dem Fall der Mauer das Ende der DDR besiegelt worden. Die Bundesrepublik sei vor 60 Jahren gegründet worden, vor 70 Jahren habe der Zweite Weltkrieg begonnen und vor 90 Jahren seien die Pariser Vorortverträge von Versailles und St. Germain geschlossen worden. Es gelte auch an die Bildung der beiden damaligen Dachverbände der Vertriebenen, des Zentralverbandes der vertriebenen Deutschen (ZvD) und der Vereinigten Ostdeutschen Landsmannschaften (VOL) im Jahr 1949 zu erinnern.

Margarete Ziegler-Raschdorf erinnerte an die Rede der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zum Tag der Heimat 2009 in Berlin, in der sie darauf hinwies, dass der Bund der Vertriebenen seine ausgestreckte Hand nie zurückgezogen, sondern stets den Dialog gesucht habe. Mit ihrer „Charta der Heimatvertriebenen‘“ von 1950 hätten die Vertriebenen Rache und Gewalt abgeschworen und schon damals erkannt, dass es die europäische Einigung ist, die den Weg in die Zukunft weise. Das Europa, welches wir heute kennen, sei eben auch durch die Vertriebenen geformt.

Ministerpräsident Roland Koch habe beim zentralen Tag der Heimat 2009 im Biebricher Schloss ausgeführt, dass die Zusammenarbeit der Heimatvertriebenen und ihrer Organisationen mit der Landesregierung für das Land Hessen eine große Bedeutung habe. Bedenke man, dass ein Drittel der Bewohner unseres Landes Heimatvertriebene bzw. deren Nachfahren seien, so werde deutlich, welche gigantische Integrationsleitung vollbracht worden sei.

In ihrer Rede ging die Landesbeauftragte auch auf das „Zentrum gegen Vertreibungen“ des Bundes der Vertriebenen und die Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ ein. Die Übernahme der Patenschaft über die Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ durch das Land Hessen sei ein großer politischer Erfolg gewesen und habe bundesweit Beachtung gefunden. Die Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ habe die Aufgabe, in Berlin das Schicksal der Vertriebenen zu dokumentieren, der Wahrheit zu dienen, Brücken zu bauen und die Völkerverständigung zu fördern.

Frau Ziegler-Raschdorf sprach auch über die Integration der Spätaussiedler. „Integration lässt sich nur leben und vorleben. Wir als Landesregierung sind dankbar, dass wir dazu im Bund der Vertriebenen, der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, der Landsmannschaft der Wolgadeutschen und der Deutschen Jugend aus Russland großartige Partner und Multiplikatoren gefunden haben, die uns tatkräftig und auf ehrenamtlicher Basis unterstützen“, so die Landesbeauftragte. Allerdings gebe es weiterhin Probleme im Hinblick auf die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen. Hier sehe sie dringenden Handlungsbedarf und nannte Regelungen des BAföG und in der Hartz IV-Gesetzgebung, die es zu überprüfen gelte. Dankbar sei sie der Bundeskanzlerin, die beim Tag der Heimat 2009 in Berlin ebenfalls die Anerkennung beruflicher Befähigungsnachweise und Bildungsabschlüsse angesprochen sowie die geplante Einrichtung einer zentralen Clearingstelle zur bundesweit verbindlichen Feststellung von Qualifikationen in Aussicht gestellt habe. Sie habe dieses Ziel als erste wichtige Aufgabe für die nächste Legislaturperiode bezeichnet.

Margarete Ziegler-Raschdorf dankte dem BdV-Kreisverband Offenbach dafür, dass er sich als Brückenbauer zu den östlichen Nachbarn verstanden und sich mit aller Kraft für eine Aussöhnung und Verständigung eingesetzt habe. Stellvertretend nannte sie Herrn Herold, Herrn Strinja und Herrn Klösel, die in den vergangen Jahrzehnten Vorbildliches geleistet hätten.

„Der Tag der Heimat 2009 ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, im Sinne von Wahrheit und Gerechtigkeit ein starkes Europa zu schaffen. Auf diesem Weg wünsche ich uns allen viel Glück, Erfolg und ein nicht nachlassendes Durchhaltevermögen“, so die Landesbeauftragte zum Abschluss ihrer Rede.